Das kurze Leben des K. Rusinski (German Edition) by Fred Breinersdorfer

Das kurze Leben des K. Rusinski (German Edition) by Fred Breinersdorfer

Autor:Fred Breinersdorfer [Breinersdorfer, Fred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Endeavour Press
veröffentlicht: 2015-11-18T16:00:00+00:00


7

Dr. Petzer, der Klinikarzt, der Abel noch einen Gefallen schuldete, verzog zwar das Gesicht, trotzdem nahm er Diane sofort in der Ambulanz vor. Es erleichterte seine Aufgabe, etwas zum Krankschreiben zu finden, dass Diane, trotz ausgiebiger Morgenkosmetik, noch recht grau im Gesicht war und verlangsamt wirkte. Und tatsächlich war nach einigen Laborbefunden eine schöne Diagnose zu stellen: Bakterien im Urin und schlechte Leberwerte, was vom nächtlichen Saufen kam und ein viel zu schwacher Blutdruck. Infolgedessen wurde Petzer, der seinen Beruf außerordentlich ernst nahm, plötzlich sehr förmlich. Er verordnete Pillen, Diät und Bettruhe, sprach von Schonung und Spätschäden. Dabei sah er Abel schief an, in Verkennung der gegenwärtigen Zusammenhänge. So kam es, dass Abel die bestürzte Diane nachhaltig trösten musste, weil Petzer mächtig angegeben und besonders wegen der Nierengeschichte schon von „chronischem Zustand“ gefaselt hatte, ohne genaueres zu wissen, „nur weil die Mädchen heute öfter (neue amerikanische Statistiken) …” Diane sah sich nach der Visite beim Arzt praktisch schon an der Dialyse hängen. Sie war unglücklich und wollte das beängstigende Gutachten, das – schnell getippt – ihr ausgehändigt wurde, nicht einmal durchlesen.

Abel brachte sie zurück nach Hause und fuhr noch schnell zur Universität, um beim Dekanat das Attest abzuliefern. Es war einfach, das Mädchen aus der Diplomarbeit loszueisen. Der Assistent war ganz erschrocken und wünschte gute Besserung.

„Schade um das schöne Thema“, sagte er zu Abel und steckte eine Karteikarte in seinem Zettelkasten um. „Das nächste Mal wird’s bestimmt nicht mehr so leicht.“

„Leicht?“

„Ja, einfacher ging’s wohl kaum noch.“

Abel nickte und verschwand schnell, um in Stuttgart zu Hause seine Siebensachen und bei Drechsler und Co den Vorschuss zu holen, den er für den Ausflug nach Frankreich brauchte. Am Nachmittag wollte er Diane abholen, und bei ihrem augenblicklichen Zustand sollte man nicht zu lange zögern.

*

Die letzte Stunde vor der Morgendämmerung ist auch im Sommer kalt und grau. Stutz saß frierend in seinem 2 CV und versuchte die Augen offen zu halten. Auf der kleinen, steilen Windschutzscheibe bildeten sich vom Nieselregen Tropfen und Rinnsale, die matt im Licht der Straßenlaterne glitzerten. Zusammengekauert saß er hinter dem Lenkrad und starrte unentwegt hinüber zu der Haustür, die er zu überwachen hatte. Irgendwann packte ihn eine ohnmächtige Wut auf diesen Typ, der alles versaut hatte, der an allem schuld war und der sich jetzt irgendwo herumtrieb, statt nach Hause zu gehen und sich schlafen zu legen wie jeder andere. Stutz gähnte weit. Plötzlich hielt er inne und kniff die müden Augen zusammen. Ein Mann schritt die Straße herunter, doch er ging achtlos an der Tür vorbei. Stutz ließ sich wieder zurücksinken. Es war nur einer der LKA-Männer, der frisch aus dem Bett zur Ablösung kam.

*

Drechslers Tag begann mit einer Fehlentscheidung. Er nahm den übermüdeten Beamten, der bislang hauptsächlich bei Abel geblieben war, zurück. Nach seiner Meinung drohte dem Referendar im Augenblick allenfalls von der – bei der Polizei so genannten – Freiburger Gruppe Gefahr. Breitenbach und seine beiden Freunde wurden deshalb rund um die Uhr beschattet, so dass der Mann in Tübingen abgezogen werden konnte. Dabei ging Drechsler



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